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Otto Knöpferhaus Holzhausen

Zustand des Hauses im Juli 2003. Blick von der GartenseiteZur Geschichte des Otto-Knöpfer-Anwesens in Holzhausen, Arnstädter Straße 32, ehemals "Im Brandtale"

Der Wollarbeiter Theodor Knöpfer (1865-1914) aus Mühlberg, Großvater des Malers Otto Knöpfer, erwarb 1908 das 920m2 große Grundstück mit Wohnhaus, Schweinestall und Scheune von Eduard Johann Christoph Kiesewetter. Dieser hatte das durch den großen
Dorfbrand von 1853 in Mitleidenschaft gezogene Wohnhaus wieder instandsetzen lassen.

Grundriss des ErdgeschossesDas Anwesen zählt zu den kleinsten erhaltenen der Region. Seine Bewohner waren ohne weiteren Landbesitz. Der niedrige soziale Status der Besitzer spiegelt sich nicht nur in der Größe der Hofreite - der zum Haus gehörenden Hof- und Gartenfläche - und der "Größe" des Wohnhauses (6,50 m x 9,80 m = 63,7 m2) wieder, sondern auch in der Bauweise desselben. Es gibt keine Unterkellerung, sehr niedrige Decken und Türstürze, steile, schmale Treppen, minderwertiges Baumaterial.
Das Wohnhaus zählt zu den ältesten der Gemeinde. Laut einer dendrologischen Untersuchung sind die ältesten Bauteile von 1643. Es besitzt auch noch seine ursprüngliche Grundstruktur. Danach zählt es zu den für die Region typischen MitteIflurhäusern mit Stube und ehemals schwarzer Hinterküche auf der einen Seite des Erdgeschosses und Stall auf der anderen.

Dieser Gebäudetyp als Repräsentant einer bestimmten Sozialstufe ist mittlerweile sehr selten. Das Haus erhält eine zusätzliche Bedeutung, weil ein berühmter Thüringer, der Landschaftsmaler Otto Knöpfer (1911-1993), seine Kindheit und Jugend hier verbracht hat. Das Anwesen ist deshalb Bestandteil des Denkmalensembles "Nördliche Gehöftzeile der Arnstädter Straße" und seit 1992 unter besonderen Schutz gestellt. Trotz der Beengtheit im Haus wohnten traditionell drei Generationen zeitweilig in ihm. Im Jahr 2003 bestand Gefahr, dass das Haus, wegen seines sehr schlechten Erhaltungszustandes abgerissen werden muss.

Im Februar 2003 trafen sich engagierte Freunde Otto Knöpfers, Bürger und Gemeinderatsmitglieder von Holzhausen und Denkmalpfleger, um über den Erhalt des Hauses zu beraten. Schnelles Handeln war von nöten.

Erstes Treffen der Knöpferfreunde und Denkmalschützer auf dem Hof des Hauses Mitte Februar 2003Aus den Enthusiasten bildete sich ein Freundeskreis und aus diesem ein gemeinnütziger Verein. Gemeinsam mit der Wachsenburggemeinde erstellte er auf der Grundlage, dass das Wohnhaus noch sanierungsfähig ist, eine denkmalpflegerische Zielstellung und ein Nutzungskonzept. Ziel war es, das Anwesen zu erwerben, was 2005 durch die Gemeinde mit Unterstützung durch den Freundeskreis gelang. Es erfolgte eine Notsicherung des Gebäudes und darauf eine sorgfältige Planung der Sicherung, Rekonstruktion, Sanierung, Restaurierung und der zukünftigen Nutzung des Anwesens. Mit Hilfe dieses komplexen Programms wurde eine Förderung durch die Europäische Union innerhalb eines Programms für den ländlichen Raum LEADERPlus möglich.

Die Wachsenburg Baugruppe, Architekturbüro G. Friebel in Holzhausen mit ihren Erfahrungen in der Sanierung denkmalgeschützter Bauten erwies sich als hervorragend geeignet, das Ziel, ein Maximum an Originalsubstanz des Gebäudes zu erhalten und eine fachlich qualifizierte Bauleistung durch regional ansässige Fachbetriebe zu gewährleisten. In den Komplex der Leistungen sind auch eine größere Zahl von Spenden/Förderungen und Sachleistungen von Privatpersonen und Institutionen enthalten.

Am 25. Mai 2008 erfolgte die Schlüsselübergabe des Bürgermeisters der Wachsenburggemeinde an den Freundeskreis Otto Knöpfer e.V. zur Nutzung als Stätte der Pflege des Andenkens an den großen Sohn des Ortes und als Ort kultureller Veranstaltungen und
Begegnungen.

Das Wohnhaus mit dem modernen Anbau im Mai 2008Die Scheune mit kleinem Kartoffelkeller, ehemals in gleicher Flucht wie die des westlichen Nachbarn befindlich und in vergleichbarer Kubatur und Struktur, nahm fast die gesamte Breite des Grundstücks ein. Sie war bereits in den 1930er Jahren baufällig und wurde 1938/39 abgerissen. Otto Knöpfer und sein jüngerer Bruder Arthur, der Zimmermann gelernt hatte, begannen auf dem ehemaligen Standort der Scheune mit dem Aufbau eines Ateliers in Fachwerkbauweise, das aber wegen der Einberufung Otto Knöpfers 1940 zum Kriegsdienst unvollendet bleiben musste. Während des Krieges wurde das Holz, der Not gehorchend, von der Mutter verfeuert. Einen zweiten Versuch unternahm der Künstler in den 1950er Jahren, sich ein Atelier als Anbau an das Wohnhaus zu errichten. Relikte davon wurden bei der jetzigen Sanierung abgerissen bzw. rückgebaut und an dieser Stelle der Funktionsbau mit Toiletten und Versammlungs-/Ausstellungsraum errichtet.

Reste des ehemaligen Schweinestalls längs der östlichen Flurstücksgrenze waren noch 1999 erhalten. In fernerer Zukunft soll auf dem ehemaligen Grundriss der Scheune ein Gebäude errichtet werden, das in der Kubatur und Struktur den Vorgängerbauten angepasst ist und neuen Funktionsanforderungen entspricht.

Fotos: König (t), R. Helmboldt (3), Text: Dr. R. Helmboldt, 2008

 

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