Otto Knöpfer wuchs in Holzhausen auf, einem kleinen Dorf unterhalb der Veste Wachsenburg, etwa vier Kilometer westlich von Arnstadt gelegen. Das Drei-Gleichen-Gebiet mit seiner geologischen Vielfalt, artenreichen Vegetation und seinen Dörfern wurde für den jungen Otto Knöpfer zum Übungsfeld für seine künstlerische Begabung. Als Kind streifte er durch die heimatliche Landschaft, zeichnete, malte die umliegenden Hügel mit ihren Feldern und Wiesen, die Burgen, die Dörfer mit Menschen und Tieren.
Die Begabung des Kindes fiel auf, aber eine schulische Förderung war durch die ärmlichen Lebensumstände der Familie nicht möglich. Der Vater starb 1919 an den Folgen einer Kriegsverletzung, die Mutter hatte kaum das Nötigste zum Leben. Nach der Volksschule bekam Otto Knöpfer eine Lehrstelle im Malerhandwerk in Arnstadt. Hier lernte er das Handwerkliche seines Faches, das Künstlerische bildete sich in seinem Kopf und in seiner Fantasie, wenn er jeden Tag zu jeder Jahreszeit den Feldweg zwischen Holzhausen und Arnstadt entlang lief.
Gleich nach der Gesellenprüfung (1928) wurde Otto Knöpfer arbeitslos. Er bewarb sich an der Kunstgewerbeschule Erfurt und bekam eine der begehrten Freistellen. Auch hier fiel er durch seine Begabung und seinen Fleiß auf. Er fand Förderer (besonders Prof. Franz Markau), die dem jungen Hungerleider den Start in das Künstlerleben erleichterten. Nach dreieinhalb Jahren machte Otto Knöpfer seine Abschlussprüfung. Es folgten seine ersten Ausstellungen in Arnstadt, Erfurt, Gotha und Molsdorf. Die damaligen Zeitungen berichteten über die "bemerkenswerte Reife und Vielseitigkeit" des jungen Künstlers. Otto Knöpfer verkaufte seine ersten Bilder. Das waren Motive aus dem ländlichen Raum, aus dem er stammte, Bilder aus der "Drei-Gleichen" Landschaft, seiner Heimat, die er mit anhänglicher Liebe sah. Sie konzentrierte sich auf das Alltägliche seiner Lebenswelt, auf Wiesen und Waldstücke, auf Felder und Wege, auf das Arbeitsleben der DorfbewohnerInnen, auf Tiere und Pflanzen in den Höfen und Gärten des Dorfes Holzhausen. Er sah in die Gesichter der Menschen, die hier mit ihm zu Hause waren und malte seine ersten Porträts: seine Mutter, den Nachbarn, das Kind auf der Dorfstrasse.
Das anscheinend Unscheinbare in nächster Nähe faszinierte Otto Knöpfer. Die genaue Beobachtung, die fast kontemplative Betrachtung der Natur führte ihn zu seiner Art von Malerei. Sie war wirklichkeitsbezogen, detailtreu, unsentimental. Sie schützte ihn vor Vereinnahmung durch provinzielle Heimatkunst und den Zeitgeistströmungen seines Jahrhunderts.
Otto Knöpfer arbeitete zeit seines Lebens an seinem Formen- und Farbenreichtum, an seiner für ihn typischen Ausdruckfähigkeit. Dabei blieb er seiner Landschaft um die Drei Gleichen treu. Lebenssituationen brachten ihn in andere Gegenden. Er sah sie, fand seine Motive, aber die Fremde blieb ihm fremd. In Berlin begann er 1938 ein Studium an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst unter Prof. Paul Plontke. Aber die Akademie konnte ihn nicht zufriedenstellen. Er sehnte sich nach Zuhause, freute sich auf die „Drei-Gleichen“ und auf sein Dorf Holzhausen. Er kehrte zurück. Seine Welt lag vor der Haustür. Er erwanderte sie mit Stift, Feder und Pinsel.
1951 zog Otto Knöpfer mit seiner Familie nach Erfurt. Das alte, rückständige Kleinstbauernhaus in Holzhausen wurde zu eng. Otto Knöpfer war ein bekannter Maler geworden. Er brauchte ein Atelier für seine Aufträge, den Kontakt zu Kollegen (z. B. Otto Paetz) und die direkte Verbindung zu seinen Malzirkeln und zu den Fortbildungskursen für KunstpädagogenInnen, die er zusammen mit Otto Paetz leitete. Das war von der Hauptstadt Thüringens aus leichter zu bewerkstelligen als aus dem abseits liegenden Holzhausen. Doch blieb er seinem Dorf treu. Immer wieder kehrte er zurück und wanderte auf den gleichen Wegen, die ihm seit seiner Kindheit vertraut waren. Er sah die Landschaft, ihre Felder und Wiesen, ihre Menschen und Tiere mit jedem Jahr, mit jeder Jahreszeit neu. Es entstanden beeindruckende Blumen- und Wiesenstücke, Stillleben und Porträts.
Quelle: www.wikipedia.de