Viele Bewunderer hatten die in Holzhausen seit Ende August gezeigten Porträts der Ausstellung „Bildnisse und Selbstbildnisse“ gefunden. Doch am letzten Tag der hochwertigen Otto-Knöpfer-Schau stand keines von ihnen im Mittelpunkt. Zwei Überraschungen waren es, die in einer gutbesuchten Gesprächsrunde mit dem Kunstwissenschaftler Dr.Rüdiger Helmboldt im Elternhaus des Malers die Blicke auf sich lenkten. Zwei Bilder, die bisher in der Öffentlichkeit der Region noch nie zu sehen waren.
Als Helmboldt das erste vorsichtig enthüllte, war das Erstaunen der Gäste ziemlich groß. Denn es zeigte den Kurator selbst, in jungen Jahren in einer Drei-Gleichen-Landschaft. Otto Knöpfer (1911 bis 1993) hatte das Portät 1974/75 in mehreren Sitzungen gemalt und Helmboldt geschenkt. Doch der war von diesem Präsent wenig begeistert, sieht in dem Bild noch heute „kein ausgewogenes Porträt“. Obwohl es manchen Disput zwischen Knöpfer und Helmboldt darüber gab, hat es das langjährige, eine Art Vater-Sohn-Verhältnis nicht getrübt. Aber wie auch immer, ein geliebtes Bild sei es für ihn auch heute noch nicht, meinte der Kunstwissenschaftler.
Das zweite Bild brachte Dagmar Sitzmann aus Ichtershausen mit. In altem Zeitungspapier eingewickelt, hatte sie es im Nachlass der Schwiegermutter gefunden. Wen das von Knöpfer signierte Arbeiter-Porträt zeigt, blieb in der Gesprächsrunde ungeklärt, aber lohnende Aufgabe für die künftige Arbeit des Freundeskreises.
Gelohnt hatte sich auch die Anreise der 94jährigen Brunhilde Orban aus Erfurt und ihres Sohnes Dirk aus Recklinghausen. Als früheres Mitglied eines Knöpfer-Malzirkels sei diese Gesprächsrunde für sie besonders interessant gewesen.
Jochen Thiele
Zweimal Rüdiger Helmboldt – als Porträt von Otto Knöpfer und in der Gesprächsrunde Foto: J. Thiele